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Topthema 03/2022: Unternehmen sollten mehr Energie selbst produzieren

Viele Be­trie­be könn­ten er­neuer­ba­re Ener­gie pro­du­zie­ren. Strom oder Wärme vom ei­ge­nen Dach sen­ken die Kos­ten und po­lie­ren das Image. Ne­ben tech­ni­scher Be­ra­tung er­for­dert das Ex­per­tise der An­walts- und Steuer­be­ra­tungs­kanz­lei, um gut zu pla­nen und zu kalkulieren.

Klimaneutralität, Kohleausstieg, Ausbau der erneuerbaren Energien und Elektromobilität – das sind einige wesentlichen Ziele im rot-grün-gelben Koalitionsvertrag. Das Thema Energie – insbesondere die Stromerzeugung – dürfte in den kommenden Jahren nicht nur Robert Habeck vor Herausforderungen stellen, den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, sondern auch viele Unternehmen. Zumindest jene, in denen das Bewegen von Firmenfahrzeugen, Betreiben von Maschinen und Anlagen oder Heizen von Gebäuden nennenswerte Kosten verursachen. Das sind ziemlich viele. Weil die Energiewende an Fahrt aufnehmen dürfte, sollten sich Firmenchefinnen und Firmenchefs dringend intensiver mit der Energiebeschaffung auseinandersetzen. Oder – wie es vielerorts schon geschieht – selbst mehr in die Energieerzeugung einsteigen. Unabhängig von eventuell kommenden gesetzlichen Vorgaben – etwa einer Solardach-Pflicht – oder möglichen Förderprogrammen kann sich vor allem die eigene Stromerzeugung lohnen. Auf zahlreichen Lagerhallen arbeiten bereits Photovoltaikanlagen, an vielen Standorten auch Biogasanlagen oder Windräder. Das bringt nicht nur Geld, sondern ist zugleich gut für den Ruf der Firma, Stichwort Corporate Social Responsibility (CSR).

Unternehmerinnen und Unternehmer sollten deshalb genau prüfen, ob sich ihr Betrieb für die Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen eignet. Bei allen Entscheidungen gleich den Klimaschutz mitzudenken, bedeutet nämlich nicht nur Investitionen in Energieeffizienz oder Systeme zum besseren Energiemanagement. Sondern künftig auch zunehmend die eigene Energieerzeugung. Das ist zunächst eine Frage der technischen Machbarkeit, dann der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der Finanzierbarkeit. Nach der Diskussion mit Energiefachleuten über Möglichkeiten zur alternativen Energieerzeugung sind Gespräche mit der Anwalts- sowie der Steuerberatungskanzlei erforderlich.

Erneuerbare Energie kann aus verschiedenen Quellen kommen

Prinzipiell sollten Unternehmerinnen und Unternehmer drei Bereiche im Blick haben, wo Energie zum Einsatz kommt. Sie müssen Fahrzeuge antreiben, was momentan überwiegend mit fossilen Brennstoffen in Form von Benzin, Diesel oder Autogas geschieht. Sie müssen Gebäude heizen, wozu oft ebenfalls noch Öl oder Gas zum Einsatz kommt. Außerdem müssen sie ihre Maschinen und Anlagen betreiben – zu diesem Zweck lassen sich die meisten von Dienstleistern mit Strom beliefern. In Richtung Klimaneutralität soll sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft vor allem entwickeln, indem statt fossiler Rohstoffe möglichst umfassend Strom und auch Wärme aus regenerativen Quellen genutzt wird. Das Ziel ist also eine umfassende Elektrifizierung in Mobilität und Produktion sowie – wo sinnvoll – die Umstellung auf Biogas zur Strom- und/oder Wärmeerzeugung. Wollen Unternehmen selbst erneuerbare Energien für ihren Betrieb erzeugen oder durch das Herstellen und Einspeisen von Öko-Strom die an anderer Stelle von ihnen verursachte Klimagas-Emissionen ausgleichen, können sie im Kern sechs Technologien nutzen:

  • Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung,
  • Windkraftanlagen zur Stromerzeugung,
  • Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung,
  • Solarthermieanlagen zur Wärmeerzeugung,
  • Geothermie zur Erzeugung von Wärme und elektrischer Energie,
  • Biogasanlagen zur emissionsfreien Gewinnung von Gas etwa für Blockheizkraftwerke zur Wärme- und Stromerzeugung.

Zur Eigenproduktion einen Mix diverser Technologien nutzen

Welcher Technologie-Mix sich anbietet, ergibt sich aus den räumlichen, geografischen sowie klimatischen Gegebenheiten rund um das Betriebsgelände, aus dem konkreten Energiebedarf und den Produktionsanlagen oder -prozessen. Nur wenige Unternehmen dürften die Möglichkeit haben, sich ein eigenes Wasserkraftwerk zuzulegen. Aber so manches könnte über ausgedehnte Flächen verfügen, wo sich Windkraftanlagen installieren lassen. Und auf den Dächern der meisten Bürogebäude, Produktionsstätten oder Lagerhallen sollte Platz für gut ausgerichtete Photovoltaik- beziehungsweise Solarthermieanlagen sein. Auch für Biogasanlagen oder/oder Blockheizkraftwerke könnte sich in vielen Betrieben ein passender Ort finden. Mit Fachleuten sollte deshalb geklärt werden, auf welche Weise die eigene Energieerzeugung am jeweiligen Standort am besten klappen würde. Viele landwirtschaftliche Betriebe machen schon seit langem vor, wie eine Kombination aus Solardächern, Biogas und eventuell sogar Windkraft aussehen kann. In manchen Regionen gibt es kaum noch eine Scheune ohne entsprechende Dachbedeckung.

Meistens ist die Produktion von Ökostrom die beste Alternative

Auch der konkrete Energiebedarf entscheidet darüber, welche Technologie am besten zum Einsatz kommt. Wer beispielsweise viel Wärme benötigt, um Gebäude zu heizen oder Prozesse anzutreiben, muss technisch klären lassen, ob Solarthermie oder Photovoltaik effektiver ist. In Solarthermie-Panels erhitzt die Sonne eine Solarflüssigkeit und liefert so Wärme zum Aufheizen etwa vom Wasser in Fußbodenheizungen. Oft könnte es sich mehr lohnen, Solarstrom per Photovoltaikanlage zu erzeugen und damit eine Wärmepumpe anzutreiben, die für die Heizung sorgt. Der Vorteil: Liefert eine Photovoltaikanlage mehr Strom als aktuell benötigt, lässt sich überschüssige Energie in Batterien speichern sowie anderweitig im Betrieb nutzen. Wer etwa viele Firmenwagen auf Elektroantrieb umstellt und diverse Anlagen oder Maschinen mit Strom betreibt, dürfte deshalb eher von einer Photovoltaik- als einer Solarthermieanlage profitieren. Zur Installation einer Stromtankstelle für Beschäftigte und/oder Kunden – gerne auch für E-Bikes – gibt es sogar Fördermittel. Kommt der Strom dann vom eigenen Dach, hilft dies auch dem Firmenimage.

Per virtuellem Kraftwerk können mehrere Betriebe kooperieren

Wichtig ist bei Fragen der eigenen Energieerzeugung auch der Blick über die Grenzen des Unternehmens hinaus. Häufig dürfte es sich anbieten, das Thema mit anderen Betrieben anzugehen und zu prüfen, wie man gemeinsame Lösungen findet. Auch hier braucht es fachliche Expertise zur Beurteilung, in welcher Konstellation sich welche Art der Kooperation lohnt. Oft profitieren von einer energetischen Zusammenarbeit gerade Unternehmen, deren Bedarf an Wärme oder Strom zeitlich stark voneinander abweicht. Oder die ihre Energie sehr unterschiedlich erzeugen beziehungsweise verbrauchen. Mehrere regenerative Erzeugungsanlagen lassen sich in einem sogenannten virtuellen Kraftwerk zu einem lokalen Verbund zusammenschalten, beispielsweise ein Windpark, eine Solaranlage und ein Blockheizkraftwerk. So kann man selbst erzeugte Energie optimal nutzen und speichern, was die Effektivität und Effizienz bei allen Beteiligten steigert. Und die müssen nicht einmal auf einem Gelände angesiedelt sein. Mit moderner digitaler Steuerungstechnik und der passenden Infrastruktur zur Strom- oder Wärmeversorgung lassen sich weit entfernte Partner koordinieren.

Vor der Investition genau den Energiebedarf berechnen

Ob allein oder mit Partnern – die eigene Energieerzeugung rechnet sich nur mit einem durchdachten technischen und finanziellen Konzept. Mit Hilfe von Fachleuten sollte deshalb zunächst analysiert werden, wo im Betrieb oder Verbund wann welche Energie benötigt wird. Dafür bietet sich ein umfassendes Energieaudit an, bei dem auch generelle Verbesserungspotenziale mit Blick auf die geplante eigene Erzeugung von Energie aus regenerativen Quellen zu prüfen sind. Beispielsweise könnte eine geplante Photovoltaikanlage einschließlich Speicher so viel Strom bereitstellen, dass sich nicht nur Autos und bestimmte Maschinen versorgen lassen, sondern per Wärmepumpe auch das Gebäude geheizt werden kann. Dies alles gilt es zu berechnen – inklusive der Gewährleistung einer ununterbrochenen Stromversorgung durch Partner oder Dienstleister für Zeiten oder Situationen, in denen die eigene Erzeugung nicht ausreicht. Schließlich darf die Umstellung auf eine stärkere eigene Energieversorgung nicht die Funktionsfähigkeit des Betriebs gefährden. Beim Auslegen einer Photovoltaikanlage beispielsweise sind Sonneneinstrahlung und Lastprofil zu berücksichtigen.

An gesetzliche Vorgaben und Chance auf Fördermittel denken

Derartige Berechnungen sind für alle eingesetzten Technologien zur Energieerzeugung erforderlich, stets mit Blick auf den Energiebedarf sowie das Zusammenwirken der Technologien und eventuellen Verbundpartner. Außerdem gilt es zu berücksichtigen, dass gerade beim Betrieb von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen oft Strom ins Netz eingespeist beziehungsweise in sonnen- oder windarmen Zeiten auch Strom zugekauft werden muss. Für die technische und finanzielle Kalkulation ist wichtig, welche Strommenge wann und zu welchen Kosten eingespeist oder bezogen werden könnte. Hier sind vor allem die Vorgaben des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) zu beachten – und natürlich jene Veränderungen in diesem Bereich, die die neue Bundesregierung im Sinne einer beschleunigten Energiewende zeitnah auf den Weg bringen könnte. Neben technischen Fachleuten sind also regelmäßig auf dieses Thema spezialisierte Anwaltskanzleien sowie die Steuerberatungskanzlei zu konsultieren. Nur so lässt sich rechtlichen Fallstricken ausweichen und die Investition – auch hinsichtlich einer möglichen Förderung – finanziell im grünen Bereich halten.

 

Quelle: DATEV TRIALOG, Das Magazin für erfolgreiche Unternehmen & Selbstständige, Herausgeber: DATEV eG, Nürnberg, Autor: vam 14. FEBRUAR 2022. Artikel aufrufbar unter: https://www.trialog-magazin.de/technologie-innovation/trends-innovationen/mehr-betriebe-sollten-strom-produzieren/

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