Auch im Handwerk wird die Digitalisierung zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Viele Firmenchefs haben das erkannt, sie könnten aber noch mehr tun. Vor allem im Steuerberater finden Handwerksunternehmer einen guten Partner bei der Suche nach digitalen Lösungen.
Wohin führt uns die Digitalisierung – wird die Zukunft wirklich gut? Derzeit konzentriert sich die öffentliche Diskussion über Chancen und Risiken der neuen digitalen Technologien oft auf Industriekonzerne: Lassen sich die deutschen Hersteller vom E-Auto-Pionier Tesla abhängen? Dürfen chinesische Investoren den Roboterbauer Kuka übernehmen? Klappt hierzulande die Energiewende durch den Ausbau intelligenter Gebäudesteuerung und Netze, also Smart Home und Smart Grid? Außerdem tobt eine hitzige Debatte über den vermeintlich zu großen Einfluss der US-Technologie-Riesen auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Was dabei leicht aus dem Blick gerät: Alle Unternehmen, alle Kunden können vom Einsatz neuer Technologien profitieren – durch bessere Produkte, interessante Geschäftsmodelle, mehr Service. Paradebeispiel dafür ist ein Wirtschaftsbereich mit langer Tradition und einer – mit etwas unternehmerischem Geschick – glänzenden Zukunft: Handwerk und Digitalisierung, das passt schon seit Jahren gut zusammen.
Handwerk und Digitalisierung passen gut zusammen
In immer mehr Betrieben gilt: Moderne Technik ergänzt traditionelle Arbeit. Für viele Unternehmer in unterschiedlichsten Bereichen des Handwerks ist der Einsatz von Drohnen, Apps oder Datenbanken inzwischen Normalität. Es gibt den Friseur, bei dem Kunden ihre Termine via Internet buchen. Den Maler, der soziale Netzwerke für Marketing und Mitarbeitersuche nutzt. Den Sattler, der Sattel mit 3-D-Technik exakt an den Pferderücken anpasst. Den Zimmerer, der seinen Service verbessert, indem er in einem ausgefeilten Archiv genaue Angaben zu Wünschen der Auftraggeber und Eigenschaften der Produkte speichert. Sogar zur Ausbildung werden digitale Medien eingesetzt. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) unterstützt diese Entwicklung, indem er Unternehmer mit Kernfragen der Digitalisierung vertraut macht und konkrete Tipps zur Umsetzung gibt. Die ist nicht nur, aber auch eine Frage des Geldes: Fördermittel zur Finanzierung sind für das Handwerk ein ebenso großes Thema wie für Mittelständler in Industrie und Dienstleistungsbranche.
Ohne Digitalisierung wäre das Handwerk weniger erfolgreich
Allerdings muss das Handwerk bei der Digitalisierung noch beschleunigen. Laut „Digitalisierungsindex für das Handwerk“ vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk (IFH) läuft Digitalisierung in bestimmten Stufen ab. 80 Prozent der untersuchten Betriebe gelten den Forschern als maximal leicht digitalisiert. Dabei kennen viele Firmenchefs die Bedeutung des Themas. „Ohne Digitalisierung wären wir nicht so erfolgreich geworden“, sagt Janine Marquardt, Gründerin der Gebäudereinigung „Freie Zeit“ in Hude bei Oldenburg. Wichtig ist die Erkenntnis, dass es bei der Digitalisierung nicht nur um neue Produkte oder Dienstleistungen geht. Von großer Bedeutung ist sie auch im kaufmännischen Bereich des Unternehmens. Durch moderne Hard- und Software lassen sich Abläufe vereinfachen und beschleunigen. Das bringt bessere Ergebnisse: Ein Angebot oder eine Rechnung geht schneller raus. Ein Projekt lässt sich personell und finanziell genauer planen. Und besonders wichtig: Mit der passenden Lösung hat der Firmenchef seine betriebswirtschaftlichen Zahlen im Griff und kann sie jederzeit abrufen.
Steuerberater hilft auch im Handwerk bei der Digitalisierung
Interessant sind hier die Ergebnisse einer Studie von „handwerk magazin“ und DATEV. Unternehmer, die mit einem Steuerberater zusammenarbeiten, nutzen zu 70 Prozent moderne digitale Lösungen für ihre Kommunikation mit externen Partnern. Für interne Prozesse sind es bis zu 60 Prozent. Im Austausch mit dem Steuerberater bekommen sie offenbar wertvolle Anregungen zur Digitalisierung im kaufmännischen Bereich. Denn Firmenchefs, die nicht regelmäßig mit einem Steuerberater sprechen, setzen zur Rechnungserstellung, Lohnabrechnung oder Buchführung deutlich seltener moderne Technologie ein. Folgerichtig nennen auch 60 Prozent der Befragten den Steuerberater als wichtigsten Berater beim Einsatz neuer digitaler Lösungen. Die Digitalisierung im Handwerk erfolgt also zusammen mit dem Steuerberater. Er scheint bei dem Thema auch ein Gefühl der Dringlichkeit zu vermitteln: Drei Viertel aller Handwerker, die einen Steuerberater haben, wollen kaufmännische Prozesse mithilfe neuer Lösungen effizienter gestalten. Sie haben verstanden: Handwerk und Digitalisierung, das passt nicht nur gut zusammen, sondern Digitalisierung ist unumgänglich.
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